top of page

POEMS

AB 2014

 

1
Maria schwebend

das Kind vor sich.

Plötzlich ein Ruck und

Geräusche vom Hof.

Die Zimmerdecke

wölbt sich, zum Fenster

hinein
die gelben Raketen

riesig und hämisch

grinsend. Wind strömt ein.

Die Risse als
Prüfung, immer neu

muss ich entscheiden.

Scharfe Kameras,

unsichtbar im
Hellen.

Dünne Luft und im

Schrank ein Schnabel-

Schuh. Elefanten

dringen durch die Tür.

Sie blicken aus den Wänden,

Kostüme tragend.
Grün blitzt es
in meinen Augen.

Ich schicke sie weg.

2

Der rote Kirchturm ragt
aus einem roten Brocken.
Der Brocken schwebt mal nach links,

mal nach rechts, aber
immer der weissen Spur nach.

3
Die Nacht ist ein dunkelblau

schimmernder Eisblock,
er passt genau in mein Zimmer.

Die weissen Wände beatmen

den kalten Monolith
mit seinen tiefen Furchen.

4
Der Mond beobachtet mich

aus dem Tuch.
Wie lange schon?
Der Moment ist viel zu wirklich,

als dass er schon da sein sollte.

5
S’Schnäggemänteli döset

i de Fluure,
de Torm esch au ganz

matt,
de See pfuuset i sim

Loch,
ond de Bronne bsuechts

Totebeinli.

6
Die Hände zum Gebet gefaltet

kniet sie auf dem Boden.
Der eine Fuss zeigt
nach Osten,
der andere nach Süden.
Ein Zeichen für Ruhm und Macht?

Der Kopf
löst sich auf.
Der Körper wandelt sich
zum Fuss.

7
Der schwarze Mann,
grün umrandet,
- zumindest stellenweise, -

vor dunkelgrünem Grund,

schneidet
mit der goldenen Sichel

den schwarzen Mond.

 

 

 

 

8
Finde mich
ohne Sorge
durch Zazen
bei der Zeichnung
von morgen,
genauer: nach und nach.

9
Entlang des Baches steckt der Vater

mit blossen Händen
Papiere in die glitschige Erde.

Einmal hier, einmal da.
Er werde sie schon noch kriegen,

als es anfängt zu regnen.

10
Ein ausgetrocknetes Buchenblatt,
mit steifer Haut vom langen Winter,
streift, angetrieben von glühender Sommerhitze,

raschelnd dem Boden entlang,
flüchtig den Herbst ankündigend.

11
Auf dem Gesicht
ein roter Scherenschnitt.

Es zersplittert.
Er wird ganz.
Die weisse Decke,
ein dunkles Fraktal.

Mein Atem,
ein Keuchen nur.

12
Weißt du, was mich so wütend macht?

Fühlst du, was mich so wütend macht?

Siehst du, was mich so wütend macht?

Hörst du, wie wütend ich bin?
Schmeckt es dir, dass ich so wütend bin?

Riechst du meine Wut?
Riecht Wut?

Sie riecht blau.
Falsch! Wut riecht nach Rot.
Einem grellen Rot.
Einem Kopfwehrot.
Sie bringt die Adern hervor
und die Hitze in die Hände.
Sie will zuschlagen, zerstören, explodieren.

 

Ich fühle sie blau.
Ihr Ursprung liegt im Blau.
Im schwarz umhüllten Bleiblau,
in der süsslich schweren Luft,
die die Menschen in den Wahnsinn treibt.

Ihr Ton ist reibend
und kratzend im Hals,
tausend scharfen Raffeln gleich.

Sie schwillt an und
trocknet gleichzeitig aus.

bottom of page